Viechtauer

einzigartig regional – die Viechtauer Krippe

6-0447-078Es ist schon sehr interessant, wie sich Krippen von anderen Krippen unterscheiden können, wenngleich die „Geburtsstätten“ bloß wenige Kilometer auseinanderliegen. Auffallend ist hier der Unterschied und der gezogene Vergleich der Ebenseer Landschaftskrippe mit der Viechtauer Krippe.
Die erste Auffälligkeit liegt schon darin, daß es ungleich mehr Informationen über die Ebenseer Krippen als von den Viechtauer Krippen gibt. Für mich ist es eine gerechte Ausgeglichenheit, daß ich den „Viechtauern“ hier eine eigene Seite widme und mich dabei mit der interessanten Bauart dieser Krippenart auseinandersetze.

Für den Vergleich vorerst eine Kurzbeschreibung der Ebenseer Krippe:
6-0350-001Das Ausmaß einer Ebenseer Landschaftskrippe (hier anhand der Hauskrippe von Kons. Franz Frey, Ebensee) ist teils gigantisch und kann schon gleich einmal 3 – 5 Meter in der Länge und an die 3 Meter Tiefe erreichen.
Der Hintergrund dieser Krippenart wird mit einer „Halt“ gelöst, eine meist gemalte, oft heimische, Landschaft über die gesamte Krippenbreite, auf der noch lebendiges Grün die Krippe schmückt.
Die Vordergrund-Figuren erreichen dabei eine Größe von 12 bis 14 Zentimeter, gegen den Hintergrund perspektivisch kleiner werdend. Bestimmte Bereiche sind in dieser Krippenart streng festgelegt wie etwa das Hirtenfeld, gleichsam wie bekannte Namen der Figuren wie „Urberl mit der Leinwand“, die „Weintraubenträger“ oder der „blinde Veit“. Oft wird auch eine „Wildbrat-Szene“ mit Hirschen und Rehen eingebaut, alles sehr detailliert ausgearbeitet.

zum Vergleich die Viechtauer Krippe (heute: Neukirchen bei Altmünster):
6-0447-085Die Viechtauer Krippe (hier anhand einer Krippe aus ca. 1900, im Privatbesitz, Altmünster) besticht durch Bescheidenheit und erreicht bei dreieckiger Grundfläche grad einmal eine Schenkellänge von etwa maximal 70 Zentimeter. Markant ist die Darstellung einer (orientalischen) Stadt (Bethlehem?) im Hintergrund oben.
Den Mittelpunkt bildet die Geburtsgrotte und der weiten Fläche davor, auf der sich Hirten und viele andere „Besucher“ tummeln. In der Viechtauer Krippe gibt es kaum bestimmte Figuren, sondern die Motive sind meist aus dem Leben gegriffen und so mancher alter Mensch hat sich als geschnitzte Figur in einer Viechtauer Krippe wiedergefunden. Als Hintergrund dienen Zweige von frischen Tannen, die mit Girlanden geschmückt sind, der Vordergrund wird durch einen Zaun abgetrennt. Die Zeremonien bei der Aufstellung der Krippenfiguren sind mit Ebensee vergleichbar.

Viechtauer Krippenfiguren
6-475-(120)Die typischen Viechtauer Krippenfiguren (links) bestechen durch ihre Schlichtheit, wenngleich die Aussagekraft sehr deutlich erkennbar ist.
Als Merkmal dieser Figurenart gilt die zumeist nachträgliche Anbringung der Figur auf das Stellbrettchen, nachdem die Figur fertig geschnitzt wurde und in feinen, sonst schwer erreichbaren Bereichen auch bemalt (gefaßt) wurde.
Erst dann wurde die Figur mittels Kaltleim mit dem Brettchen verbunden und fertig gefaßt. Zum Fassen verwendete man früher Farben aus der Natur, wobei der Viechtauer Schnitzer sehr erfinderisch sein mußte.
Spricht man bei den Viechtauer Krippenfiguren von „früher“, so meint man damit den Zeitraum zwischen etwa 1850 und 1920.

6-0468-075Während die Figuren der Ebenseer Schnitzer (rechts) zumeist bis ins letzte Detail ausgeführt sind, wirken die Viechtauer Figuren eher einfach und primitiv.
Die Größe der Viechtauer Krippenfiguren kommt kaum über eine Höhe von 6 cm hinaus, die im Hintergrund der Krippe befindlichen Figuren sind perspektivisch kleiner und erreichen dabei eine Höhe von 3-4 Zentimeter.
In der echten „Viechtauer Krippe“ wird man auch vergeblich nach einem „Vota loß mi a mitgeh’n“ oder anderen namentlich bekannten Figuren suchen, es gibt sie einfach nicht.
Dafür wurden ortsansässige Menschen oft als Vorlage für Krippenfiguren verwendet und so mancher Alte hat sich in einer Krippe als „Mandl“ wiedergefunden.

Darstellung der Krippenfiguren
Man sollte bedenken, daß die Darstellung der Krippenfiguren für die typische Viechtauer Krippe ausschließlich aus der Phantasie des Schnitzers entstammte, der das Schnitzen keineswegs professionell ausführte, sondern dies neben seinem Beruf als Freizeitbeschäftigung machte.
Die Hauptberufe waren zur Zeit der Entstehung der Viechtauer Krippenfiguren hauptsächlich Waldarbeiter, Holzfäller, Köhler und Flößer, also Berufe, in denen man richtig „zupacken“ mußte. So waren auch die Hände und Finger der Männer in dieser Zeit sehr kräftig und stark.
Umso mehr erstaunlich ist es, wie fein trotzdem die Figuren ausgearbeitet wurden und auch Details sehr deutlich erkennbar sind.

Werkzeuge der Viechtauer Schnitzer
Vergleicht man die Vielzahl von Werkzeugen und Maschinen, die einem Holzsschnitzer heute zur Verfügung stehen mit der bescheidenen Auswahl von damals, wird man die Ergebnisse von einst umso mehr schätzen – es gab einfach keine Schnitzwerkzeuge oder andere Hilfsmittel.
Allerdings zählte der „Hirschfänger“ oder zumindest ein Taschenmesser zu den Utensilien, die der Viechtauer ständig mit sich trug. Und Holz gab es in den Weiten der Landschaft zwischen Großalm und dem Traunsee zur Genüge.
Und schon war die materielle Voraussetzung für die Entstehung von Viechtauer Figuren gegeben, wenngleich das Figurenschnitzen nicht in erster Linie entstand.
Als Ursprung der Schnitzerei in der Viechtau gelten aber nicht Krippenfiguren, sondern Löffel als Eßbesteck aber auch Spielzeuge aus Holz für Kinder, es gibt Nachweise bis ins 14. Jahrhundert, die in die meisten Länder der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie geliefert wurden.
Aus diesen Produkten heraus entstanden im eingehenden 19. Jahrhundert richtiggehend Produktionsbetriebe im Bereich der Viechtau und hatten gar „Weltruf“, wie man heute sagen würde. Die Vielfalt an Holzspielzeugen war beachtlich und oft waren dabei auch Tiere dargestellt, die sich am heimatlichen Hof gar selbstverständlich tummelten. Hühner waren dabei ein beliebtes Motiv, die sich durch einen ausgeklügelten aber dennoch einfachen Mechanismus, sogar bewegen konnten. Sehr viele Exponate aus der Ursprungszeit, Werkzeuge gleichsam wie Löffel, Spielzeug und natürlich auch Viechtauer Krippen und Krippenfiguren sind im Viechtauer Heimathaus zu bewundern.

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