Tradition ist keinesfalls
das Nachhinken zurück an alte Zeiten…
Ich stehe dem Modernen so gut es geht aufgeschlossen gegenüber, für Kitsch habe ich rein gar nichts übrig. Und Kitsch ist etwas, das im traditionellen Krippenbau rein gar nichts zu suchen hat.
Die Krippentradition im Salzkammergut hat eine lange Geschichte und geht, wenn auch hier oft die Meinungen auseinandergehen, von Ebensee aus in eine Richtung und von der Viechtau (Altmünster) in die andere Richtung. Es sind zwei verschiedene Welten, die hier aufeinandertreffen. Der Unterschied zwischen einer Ebenseer Landschaftkrippe und einer Viechtauer Krippe ist groß und selbst für den Durchschnittskenner relativ leicht zu unterscheiden. Die im Salzkammergut vielerorts angebotene „Kripperl-Roas“ gibt Aufschluss darüber und sind für jeden Krippenliebhaber ein absolutes „MUSS„ und einen Ausflug allemal wert!
Grundsätzlich wird die Kripperl-Roas zwischen 26. Dezember und 2. Februar angeboten, typische Orte dafür sind Altmünster, Neukirchen bei Altmünster und Ebensee, also die ursprünglichen Ausgangspunkte der Krippentradition im Salzkammergut sowie Bad Ischl oder Bad Goisern. Klar, daß es mittlerweile auch viele andere Orte gibt in denen eine Kripperl-Roas angeboten wird mit mehr oder minder echtem, traditionellem Hintergrund.
Beim Bau einer traditionellen Krippe halte ich mich möglichst an die ursprüngliche Bauweise, verzichte weitestgehend auf Schrauben und Nägel, Verbindungen werden ausschließlich mit Holz gemacht. Auch beim traditionellen Schnitzen halte ich mich an Vorlagen der alten Figuren, die aber durchaus durch mich an den jeweiligen Standort in einer meiner Krippen modifiziert werden. Das Werkzeug hat mit den traditionellen „Eisen“ kaum mehr was gemein, was eigentlich schade ist, denn es wäre sicher interessant, einmal mit einer Haarspange oder Fahrradspeiche ein Gesicht der Maria zu schnitzen.
Dazu eine traditionelle Einschränkung in Ebensee: Hier wird man in den meisten Krippen vergeblich nach einem handgeschnitzten Jesus suchen, was darauf beruht, dass die alten Ebenseer aus Respekt vor der Heiligkeit meinten: „So lieb und fein wie das Jesukind ist, so kann kein Schnegerer schnitzen…“! Also wich man auf Wachsfiguren aus, die sich viel leichter und feiner bearbeiten ließen.
Die Tradition im Krippenwesen versteht man am leichtesten, wenn man mit „alten“ Schnitzern redet oder sich einer Führung in den einschlägigen Museen und Heimathäusern anschließt oder so wie ich, einfach den Kontakt zu den kompetenten Leuten sucht und mit denen sich unterhält. Erst hier werden Zusammenhänge klar, warum dieses und jenes genau so ist und nicht anders. Man wird verstehen, daß der Krippenbau einst aus einem kaum verständlichen Umstand heraus entstand und sich bis heute bewahrte. Und es ist nachgewiesen, dass es in der Viechtau bereits im 14. Jahrhundert Schnitzer gab, die ihre Produkte bis nach Russland, nach Rumänien und weiter bis in die Türkei brachten. Und angeblich wurde die „Wäschekluppe“ hier in der Gegend westlich des Traunsees erfunden!